Töff küsst den Boden – Keine Puffins - Fähre
Die letzten zwei Tage in Island sind gekommen.
Wir machen uns langsam, aber sicher auf den Weg Richtung Fähre. Nur noch ein Etappenziel trennt uns davon. Wunderbare Naturstrassen über Pässe führen uns an die Ostküste Islands.
Einziger Wermutstropfen ist, dass auch der Töff von Marcel die Erde küssen muss. Nein, es liegt nicht an Marcels fehlendem Fahrvermögen. Marcel schafft es, den Töff aus dem Stand zum Stürzen zu bringen – siehe kleines Filmchen. Marcel hat mich immer gelehrt, parkiere den Töff NIE bergabwärts, der Motor hat so keine Bremswirkung - das Motorrad kann ins Rollen geraten. Ihr könnt euch sicher vorstellen, wie freudig er war. Marcel ist ein sehr besonnener Mensch, den nicht so schnell etwas aus der Ruhe bringen kann. Aber seine verbalen Äusserungen bei diesem Zwischenfall wollt ihr sicher nicht hören. DIESMAL half ich ihm aus seiner misslichen Lage – wir sind ja ein gutes Team.
Die letzte Nacht verbringe wir in einem kleinen, einfachen Guest-House mit einer herrlichen Aussicht über das Tal. Die Herzlichkeit der zwei Gastgeberinnen ist einfach wunderschön. Ein krönender Abschluss unseres Islandaufenthaltes.
Am nächsten Tag haben wir noch genügend Zeit, bis unsere Fähre am Abend ablegen wird. Wir machen deshalb noch einen Ausflug zu den Hafnarbjarg Vogelklippen.
Die Hafnarbjarg Vogelklippen sind für das Brüten der Puffins/Papageitauchern bekannt ist. Wie ich bereits in einem früheren Bericht erwähnt habe, ist die Brutzeit der Puffins bereits vorüber, deshalb sehen wir leider auch hier diese kleinen hübschen Vögel nicht.
Weiter geht die Fahrt nach Seyðisfjörður, von wo unsere Fähre ablegt. Diese Rückfahrt müssen wir zum letzten Mal hart erarbeiten. Wir komme erneut an eine Neustrassenbaustelle. Die Fahrbahn ist aufgerissen, der Untergrund ist sandig, tief und es ist extrem staubig. Um die Balance zu halten, müssen wir über mehrere Kilometer im Stehen fahren und können dabei - wegen des aufgewirbelten Staubs der entgegenkommenden Lastwagen – kaum etwas sehen. Aber ich muss dennoch erwähnen, dass die Lastwagenfahrer sehr rücksichtsvoll sind, sie verringern beim Kreuzen jeweils ihre Geschwindigkeit auf fast Null, damit wir nicht noch mehr vom Staub beeinträchtig werden. Den Staub nehme ich gerne in Kauf, denn ich will mir das Befahren dieser Strecke bei Regen und mit Matsch nicht vorstellen. Der letzte Passübergang folgt – eine wunderbare Teerstrasse, entlang des Heiðarvatn-Sees – der Kreis schliesst sich. Dort wo es vor sechs Wochen noch Schneefelder gegeben hat, ist jetzt alles weggeschmolzen.
Schon von Weitem sehen wir die Fähre der Smyril Line.
Wir gönnen uns eine letzte Stärkung – die allerbeste Pizza, die ich je gegessen haben, von einem Franzosen gebacken – bevor das Boarding angesagt ist.
Bye bye Island.
Reisen sind das beste Mittel zur Selbstbildung.
Karl Julius Weber