Tafraoute – Aït Mansour Schlucht

Tafraoute eine kleine Wüstenstadt mitten im Anti-Atlas. Wir genossen die warmen Tage unter den Dattelpalmen und machten auch einen Ausflug in die Aït Mansour Schlucht.

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Jacqueline
Über mich

Die Zeit war gekommen, uns – schweren Herzens - von der Wüstenstadt Tiznit zu verabschieden. Der nächste Etappenstopp war Tafraoute. Langsam aber sicher fühlten wir uns wie Nomaden. Weiterziehen zum nächsten Ort und dann dort wieder längere Zeit verweilen, so lieben wir das Reisen.

Blick vom Anti-Atlas Richtung Atlantik Küste

Tafraoute ist eine kleine Stadt mit ungefähr 7'000 Einwohnern. Sie liegt auf etwa 1’000 Metern Höhe inmitten einer imposanten Granitlandschaft im westlichen Anti-Atlas. Dort fanden wir einen idyllischen Stellplatz mitten in einem Dattelpalmengarten.

Granitlandschaft

Allerdings mussten wir erfahren, dass die Palmen schon bessere Zeiten gesehen hatten. Und richtig, wenn man sie genauer betrachtete, bestanden sie nur aus Stamm und einem kleinen Palmwedel. Später auf unserer Reise sahen wir leider noch viel traurigere Bilder. Man berichtete uns, dass noch vor vier Jahren diese Dattelpalmen so bauschig und dicht waren, dass man kaum den Himmel sah. Der Grund dafür war die seit Jahren andauernde Trockenheit. Obwohl die Dattelpalmen Tiefwurzler sind - ihre Wurzeln spüren tief liegendes Grundwasser auf und sie sind sogar salztolerant – und mit Dürreperioden gut zurechtkommen, beobachtet man trotzdem ein trauriges Palmsterben.

Ursache dafür ist das immer häufigere Auftreten von Dürrejahre. In Marokko war 2020 das heisseste Jahr, das bisher registriert wurde. Während es in der Vergangenheit in jedem Jahrzehnt ein Dürrejahr gab, ist das jetzt alle drei bis vier Jahre der Fall. In Marokko konkurrieren immer mehr Menschen um das Wasser. Seit Jahren wächst die Bevölkerung. Die Bauern sind die grössten Wasserkonsumenten des Landes. Auf die Felder und in die Ställe fliessen nach Regierungsangaben 87 Prozent der knappen Ressource. Marokko ist einer der wichtigsten Obst- und Gemüseproduzenten Afrikas, ein grosser Teil der Ernte geht in den Export. Nach Europa liefert Marokko Tomaten, Zitrusfrüchte und immer mehr Avocados und Wassermelonen. Wegen der ausbleibenden Niederschläge geht auch das Futter für die Tiere zur Neige. Hirten treiben ihre Herden über Wiesen, die langsam zu Wüsten werden. Züchter beginnen deshalb, ihre Tiere zu verkaufen, obwohl die Preise niedrig sind. Normalerweise füllt der Winterregen die rund 140 Stauseen. Aber sie sind derzeit nur zu einem Drittel gefüllt. Sie werden fast nur noch für die Trinkwasserversorgung genutzt, für die Bewässerung der Felder und Plantagen ist nicht genug da. Bauern fangen an, auf eigene Faust Brunnen zu graben, das lässt den Grundwasserspiegel weiter sinken. Mitten im Winter haben Städte unter anderem auch Tafraoute mit ersten Rationierungen begonnen: Wasserzisternen dürfen nur noch einmal pro Woche aufgefüllt, Parks nur noch nachts gegossen und Schwimmbäder nur einmal im Jahr gefüllt werden. In einigen – vorwiegend südlichen Regionen – wurde der Anbau der sehr wasserkonsumierenden Wassermelone verboten. Selbst wenn der erhoffte Frühlingsregen noch einsetzen sollte, sind die Prognosen düster. Nach Einschätzung von Fachleuten wird der Klimawandel dazu führen, dass nicht nur in Marokko, sondern in der ganzen Region die Niederschläge weiter zurückgehen, während die Temperaturen stark steigen. Im vergangenen Sommer hatte eine Hitzewelle mit Temperaturen von bis zu 50 Grad die Maghreb-Region heimgesucht.

Wir hingegen genossen die angenehme trockene Wärme der Wintermonate in Marokko. Die Nächte wurden allerdings merklich kühl. Wir verbrachten viel Zeit mit Lesen, Spazieren, Kochen und einfach so in den Tag hineinleben.

Alltag
Unser täglicher Brotlieferant

Ich kam sogar – seit langer Zeit wieder einmal - zum Shoppen. Wir gönnten uns einen neuen Fussabtreter, einen kleinen, wunderschön gewobenen, farbigen Berber-Teppich. Noch heute habe ich jeden Tag grosse Freude an ihm.

Das Kreuz des Südens

Während dieser Zeit machten wir einen Ausflug in das Aït Mansour Tal. Wir waren von diesem Tal mit seiner üppigen, grünen Oase und den steilen Felswänden, durch die nur eine schmale Strasse und ein kleiner Bach verläuft, begeistert. Das Wasser des Baches wird durch Kanalsysteme geleitet und versorgt Menschen, Tiere und Felder. Und hier gibt es noch unzählige gesunde Dattelpalmen. In dieser paradiesischen Idylle machten wir eine Pause und verwöhnten uns mit einer Berberomelette.

Zwischenstopp
Berber-Omelette
mit Minzen-Tee

Auf der Rückfahrt nach Tafraoute kamen wir durch ein weiteres Tal. Dort hatte es kaum Vegetation. Grund dafür war, dass der Fluss, der durch dieses Tal floss, ausgetrocknet war. Es war sehr eindrücklich, wie sich das Bild innerhalb weniger Kilometern ändern kann.

So gingen die Tage in Tafraoute einher. Wir genossen jeden Tag wieder aufs Neue, einziger Wermutstropfen war, dass Marcel einen sehr unangenehmen Husten einfing, den er – so grosszügig wie er ist – sofort an mich weitergab.

Fotogalerie