Laugafell Sprengisandur Westmännerinseln

Nächster Ausflug ins Hochland - Vom Norden in den Süden über die Hochlandpisten F821, F881 und F26. Ausflug auf die Westmännerinseln.

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Jacqueline
Über mich

Die Zeit für die nächste Hochlandetappe ist gekommen. Genug erholt vom Gerüttel und Geschüttel des Askja-Ausfluges. Eigentlich wäre es exakter, wenn ich sagen würde: Genug «vorerholt» für die nächste Holpertour. Aber dies wusste ich ja zu diesem Zeitpunkt noch nicht. Bevor es so weit war, mussten wir in Akureyri unsere Essensvorräte auffüllen und unseren Troopy betanken, was jedes Mal bei den aktuell hohen Dieselpreisen von ca. 2.50 Franken pro Liter doch etwas schmerzte 😬. Unser Troopy ist sehr durstig. Wenn seine Tanks leer sind, schluckt er auf einmal ca. 245 Liter 🙄 (Originaltank 90 Liter, Zusatztank 155 Liter). Okay, dafür reicht es wieder für eine geraume Zeit 👍🏻. Akureyri war uns bereits sehr vertraut, wir fühlten uns richtig ortskundig. Deshalb dauerte dieser Abstecher nur kurze Zeit. Dann ging es los. Unser Tagesziel war der Campingplatz Laugafell. Wir nahmen die Hochlandpiste F821 – das «F» steht für Strassen, die nur mit entsprechenden Fahrzeugen befahren werden dürfen – 4x4 und die Tauglichkeit für das Durchqueren von Flüssen. Auf der F821 war es auf jeden Fall von Vorteil, sich an diese Vorgaben zu halten. Unser Troopy und Marcel fühlten sich auf dieser «Strasse» pudelwohl, ich nicht «immer». Allerdings, landschaftlich war es einmal mehr einfach grandios.

F821

Am Abend, Ankunft auf dem Campingplatz. Nur eine Handvoll anderer Naturliebhaber - ich sag jetzt nicht «Verrückte» - fanden den Weg zu diesem wundervoll gelegenen Hochlandcampingplatz mit seinem Naturhotpool. Zum Abschluss des Tages war kochen, abendessen und Geschirr abwaschen angesagt. Dies alles wurde mit einer wunderbaren Begegnung mit einem Paar aus Wien belohnt.

Hochlandcampingplatz Laugafell

Das nächste Highlight folgte am kommenden Tag. Aufmerksame Leser wissen bereits, dass ich mich nicht unbedingt zu den Frühaufstehern zähle. Aber, dies bringt nicht immer Nachteile mit sich. Der Grossteil der Islandreisenden verlässt die Campingplätze meist zeitig. Deshalb können wir oftmals die folgende Ruhe geniessen. So auch an diesem Morgen. Wir nahmen ein Morgenbad im warmen Pool. Wir, ganz allein, es war einfach herrlich!!!

Weiter ging die Fahrt über die F881 und F26 Richtung Südküste. Die Sprengisandur-Piste ist mit etwa 200 km die längste der isländischen Hochlandpisten. Sie führt quer durch die Mitte des Hochlands von Island vom Norden in den Süden. Wechselnde Landschaften, mystische Wetterstimmungen, viele, teilweise ziemlich tiefe Furten begleiteten uns auf diesem Weg. Spätabends erreichten wir die Südküste von Island.

Am nächsten Tag entschieden wir uns spontan, die Westmännerinseln zu besuchen. Mit der Autofähre fuhren wir zur Hauptinsel Heimaey.

Im Januar 1973 kam es auf ihr zu mehreren Vulkanausbrüchen, die ungefähr fünf Monate andauerten. Trotz vorangegangener seismologischer Tätigkeiten - die jedoch für diese Gegend nichts Aussergewöhnliches sind - deutete damals noch nichts auf einen bevorstehenden Vulkanausbruch hin. Die Bevölkerung wurde Mitten in der Nacht überrascht. Die Evakuierung war notwendig, da Lavaströme bereits in das östliche Ende der Stadt zu fliessen begannen, ausserdem war die gesamte Insel von niedergehender Asche bedroht gewesen. Wegen schwerer Stürme in den vorangegangenen Tagen befand sich glücklicherweise fast die gesamte Fischereiflotte im Hafen, was eine rasche Evakuierung ermöglichte. Die Bevölkerung wurde von der Feuerwehr mittels Sirenen alarmiert und versammelte sich im Hafen. Die ersten Boote verliessen die Insel Richtung Þorlákshöfn um 02:30 Uhr, nur eine halbe Stunde nach Beginn der Eruptionen. Innerhalb von sechs Stunden wurden so nahezu alle 5.300 Einwohner sicher auf die isländische Hauptinsel ausgesiedelt. Nur wenige Menschen blieben für wichtige Arbeiten oder für die Rettung von Wertgegenständen in bedrohten Häusern zurück. Nahe an der Spalte stehende Häuser wurden bald durch Lava oder Pyroklastika zerstört. Viele Häuser brachen durch das Gewicht der niedergehenden Asche ein. Bis Ende Januar bedeckten Pyroklastika weite Teile der Insel, an manchen Stellen bis zu 5 m hoch. Die schlimmste Bedrohung für die Stadt waren die Lavaströme. Sie drohten den Hafen vom Meer abzutrennen. Ein Professor einer isländischen Universität schlug vor, die Lavaströme mit einer enormen Menge an Meerwasser zu besprühen, um damit ihr weiteres Vordringen in die Stadt und den Hafen zu verhindern. Die darauffolgenden Versuche, die Lava abzukühlen, waren die grösste derartige Operation in der Geschichte. Die Lava kühlte zwar nur langsam ab, doch die Methode erwies sich als sehr effizient. Etwa 2,5 km² neues Land wurden der Insel hinzugefügt, was einer Zunahme um 20 % entsprach. Die Hafeneinfahrt wurde zwar beträchtlich verschmälert, blieb jedoch offen. Tatsächlich verbesserte die Lava den Hafen sogar, da die neue erstarrte Lava nun als zusätzlicher Wellenbrecher dient. Der Vulkanausbruch hatte immensen Schaden angerichtet, aber nur ein Menschenleben gekostet. Das Eldheimar Vulkan-Museum veranschaulicht eindrücklich diese Geschehnisse, Gänsehaut ist garantiert. Selbstverständlich besuchten wir dieses Museum und auch die höchste Erhebung des neu gebildeten Eldfell-Vulkans. Der weltgrössten Papageientaucher-Kolonie statteten wir einen Besuch ab und waren erstaunt, dass es zu diesem Zeitpunkt noch einzelne brütende Vögel gab.

Campingplatz Heimaey

In den zwei Tagen auf der Insel frischte der Wind stetig auf. Es waren Stürme mit starkem Regen vorausgesagt. Da starker Wind dem Aufstelldach unseres Troopys nicht so gut bekommt, flüchteten wir uns am Abend des dritten Tages wieder zurück aufs Festland. Beim wunderbaren Faxafoss fanden wir einen ruhigen und windgeschützten Zufluchtsort, wo wir die erneute Regenzeit aushockten.

Faxafoss

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