Die Zeit für das Erkunden und Erfahren des «richtigen» Hochlands war gekommen. Uli – unser persönlicher, bestens vorbereiteter und informierter Tourguide - führte uns zum Ausgangspunkt, dem Möðrudalur Campingplatz. Einmal mehr liess das Wetter zu wünschen übrig. Wir entschieden uns daher, noch einen Tag auf dem Campingplatz auszusitzen, bevor es bei schönem Wetter los gehen sollte.
Gesagt, getan, wir fuhren los, und siehe da, es regnete tatsächlich nicht mehr. Nein, es schneite.
Aber es war genial, das Wetter passte perfekt zur Landschaft. Die Szenerie, die sich uns bot, könnte man mit folgenden Adjektiven umschreiben: Weit, karg, dunkel, vegetationsarm, einfach sehr mystisch. Wir durchfuhren die ersten Furten, das sind Untiefen, mittels denen ein Flüsse mit einem Fahrzeug durchquert werden können. Vor dem Furten analysierten wir zuerst gemeinsam das Gelände und diskutierten die beste Linie, genauso wie es die Lehrbücher beschreiben. Es funktionierte perfekt, unsere Autos bewältigten diese Hindernisse ohne Problem. Mit der Zeit blinzelte ab und zu die Sonne durch die Wolken. Die Farben der Steine und des Lavasandes veränderten sich. Es war nicht mehr alles nur schwarz und grau, plötzlich sah man Nuancen von braun und rot. Sehr schnell merkte ich, dass ich diese karge Landschaft, die fantastischen Lichtspiele, die genialen Farben und die Menschenleere liebte.
Unser erster Etappenstopp war beim Dreki-Askja Hochlandcampingplatz.
Am nächsten Tag erkundeten wir den aktiven Vulkan Askja mit seiner Caldera. Im Jahr 1875 kam es im Askjagebiet zu einem gewaltigen Ausbruch. Dabei entstand der kleine mit milchig-blauem Wasser gefüllte Vítikrater. Sein Wasser mit hohem Schwefelgehalt hat eine Temperatur von ca. 20 °C bis 24 °C. Nach dem Ausbruch sank neben dem Vítikrater der Boden ab und im Jahr 1876 hatte sich in der neuen kleinen Caldera ein neuer, mit dunkelblauem Wasser gefüllter See gebildet, der Öskjuvatn. Die letzte Ausbruchserie ereignete sich in den 1960er Jahren. Von 1988 bis 2007 hatte man ein Einsinken der Magmakammer beobachtet. Seit 2007 scheint sie sich jedoch wieder zu füllen. Man vermutet Magmaansammlungen in ca. drei Kilometern Tiefe, was auf eine neuerliche aktive Phase hindeuten könnte. Ebenfalls hat die Erdbebentätigkeit zugenommen. Eine Rangerin, mit der wir ins Gespräch kamen, erklärte uns, dass sich die Magmakammer allein in diesem Jahr um 30 cm angehoben habe und was die Wissenschaftler am meisten beunruhige, ist der Rückgang der Wassertemperatur des Vítikraters auf aktuell 12 °C und der Anstieg des ph-Wertes auf 12. Sie seien am Diskutieren, ob das Gebiet eventuell gesperrt werden sollte. Nun ja, eine solche Information kann etwas auslösen, bei mir war es ein ziemlich «mulmiges» Gefühl in der Magengrube. Wir verliessen den Vulkan zügig.
Die nächste Nacht verbrachten wir auf dem Campingplatz Þorsteinsskáli, der sich in der schönen Umgebung der grünen Oase Herðubreiðarlindir befindet. Dieses Gebiet liegt etwa 5 km östlich des namensgebenden Vulkans Herðubreið (1682 m), zu Deutsch die Breitschultrige und wird als die "Königin der Berge Islands" genannt.
Am folgenden Tag ging es weiter Richtung Norden. Auch hier durchquerten wir erfolgreich mehrere Furten, es kehrte bereits eine Art «Routine» ein. Als wir an der Ringstrasse ankamen trennten sich unsere Wege. Babsi und Uli gingen Richtung Osten, uns zog es in den Norden. Es stand bereits zu diesem Zeitpunkt fest, dass sich unsere Wege bald wieder kreuzen werden.
In der kleinen Ortschaft Grenivík am Eyjafjörður fanden wir einen idyllischen kleinen Campingplatz mit einer angrenzenden Badeanstalt und den obligaten Hotpots. Genau das Richtige was wir brauchten, um uns vom Gerüttel und Geschüttel der Hochlandpisten und von all den überwältigenden Eindrücken zu erholen. Mal war Hausarbeit angesagt, dann ein Spaziergang, dann Autopflege, dann ein wärmendes Bad, dann eine Besichtigung des Grossbauernhofes Laufás mit seinen Torfhäusern und Kirche aus dem Jahre 1698 und so weiter und so weiter.